“Die Liebe Gottes erfahrbar machen”
Schwester Olga Altagracia Mata Sánchez aus der Dominikanischen Republik
Bitte stelle dich in drei Sätzen kurz vor!
Ich bin Olga. MSC. Ich diene meinen Nächsten. Ich lebe dafür, das Projekt Jesu in meinem Leben wirklich werden zu lassen.
Was waren wichtige Erfahrungen für dich auf deinem Weg in den Orden?
Ich war Katechistin in meiner Gemeinde, ganz in der Nähe meines Zuhauses in der Dominikanischen Republik. Dort gab es eine Gemeinschaft von Ordensschwestern einer anderen Gemeinschaft. Sie waren auf der Suche nach jungen Frauen mit Berufung und dachten an mich. Diese Schwestern haben mir vom Leben als Ordensfrau viel erzählt. Das hat mir gut gefallen, aber ich konnte ich nicht so richtig mit ihrer Spiritualität identifizieren. Später hörte ich durch eine Freundin von den MSC Schwestern. Eine Freundin hat mich mit zu ihnen in die Gemeinschaft genommen. Dort hatte ich ein Gespräch mit Schwester Gina. Ich war fast 18 Jahre alt und sie sagte mir: „Du kannst als Aspirantin zu uns kommen.“ Ich spürte bei den MSC Schwestern eine sehr herzliche Haltung. Es ging ihnen wirklich um die Person, um den Menschen. Eine MSC Schwester hat mich dann persönlich begleitet in meinem Prozess. Das war sehr schön für mich.
Ich spürte in der MSC Gemeinschaft eine große Offenheit. Es ging den Schwestern darum die Liebe Gottes erfahrbar zu machen. Mit meinen ganz eigenen Talenten und Begabungen. Es gab keine Festlegung welchen Beruf man als MSC Schwester haben muss. Ich habe die Gemeinschaft sehr offen erlebt. So divers. Damals lebten dort Schwestern aus drei verschiedenen Ländern zusammen. Ich habe mich wohl gefühlt. Die Atmosphäre hat gut zu mir gepasst. Schnell habe ich mich dort wohl und mit dem Orden identifiziert gefühlt. Zwei Jahre später schlugen mir die Schwester vor, dann wirklich einzutreten und erst mal die High School zu beenden. Dann habe ich bei den Schwestern gelebt und bin noch zwei Jahre lang zur Schule gegangen. Danach kam das Postulat für mich. Ich habe meine Schulbildung und meine Ordensausbildung parallel gemacht. Im Anschluss bin ich für mein Noviziat zu den MSC Schwestern nach Peru gegangen. Ich habe dort zwei Ausbildungsjahre verbracht. Danach schlugen die Schwestern mit vor, ein Jahr lang Erfahrungen außerhalb der Ordensgemeinschaft zu sammeln. Schwester Mathilde hat mich in dieser Zeit begleitet. Ich kam zurück die in die Dominikanische Republik und habe in einer Fabrik gearbeitet. Gleichzeitig habe ich mich für eine NGO engagiert. Das war rückblickend eine wichtige Zeit für mich. Ich konnte viel Erfahrung sammeln. Danach bin ich zurück zu den Schwestern gezogen und habe meine ersten Gelübde abgelegt.
Wo und mit wem lebst du aktuell?
Wir leben zu dritt in unserer Kommunität in Santo Domingo. Meine beiden Mitschwestern sind 60 und ich bin 47 Jahre alt. Ich arbeite ganz normal in einem Zentrum für Sonderpädagogik. Und ich engagiere mich in unserer Pfarrgemeinde als Katechistin und für die Jugendgruppen.
Welche Themen beschäftigen dich besonders zur Zeit?
Ich suche nach Projekten, mit denen sich die Familien unserer Schule entwickeln können. Wir müssen etwas gründen, mit dem die Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen können. Mein Thema ist: wie kann ich Projekte erschaffen, damit die Leute sich menschlich und finanziell weiterentwickeln können? Das mir wirklich ein Anliegen. Als Ordensgemeinschaft fragen wir uns oft welche soziale Rolle wir übernehmen müssen in diesen neuen Zeit.
Was sind kulturelle Besonderheiten in eurem Land?
Kultur ist ja nicht statisch, sondern sehr dynamisch. Wir erleben gerade viele Veränderungen, die meine Generation nicht so leicht versteht. Ich komme ja vom Land. Dort gehört zur Kultur, dass die Menschen herzlich sind, solidarisch und sich gegenseitig begleiten. Nachbarn helfen sich immer. Es gehört zu unserer Kultur den zu begleiten, dem es schlecht geht. Da gehört viel Nähe dazu. Das ist in Zeiten von Covid wirklich ein Problem. Es widerspricht dem natürlichen Empfinden der Leute sich von einem Kranken zu distanzieren. Es fühlt sich schrecklich an, dass die Begräbnisse der Covid Patienten verboten wurden. In der dominikanischen Kultur braucht man Nähe und Gemeinschaft um trauern zu können. Dieses Begleiten gehört wirklich zur Essenz unserer Kultur. Es gibt natürlich auch nicht so positive Seiten unserer Kultur. Wir sind fröhlich und furchtbar laut. Wir können Stille schlecht aushalten. Das wird manchmal schon zum Problem.
Woran glaubst du?
Ich glaube an einen großzügigen Gott, der das Gute in jede Person legt. Ich glaube auch, dass er jeder Person die notwendigen Eigenschaften schenkt, um sich durch die Menschen sichtbar zu machen. Ich fühle mich geliebt und verwöhnt durch ihn. Was ist besonders an der Spiritualität deiner Gemeinschaft? Meinen Mitschwestern und mir bedeutet die Solidarität mit Menschen die leiden sehr viel. Im Augenblick sind wir alle in engem Kontakt mit Personen, die extreme Lebensphasen durchleben. Wir suchen und ringen nach Formen um die Familien zu begleiten. Emotional und effektiv.
Was würdest du den Menschen in Deutschland gerne sagen?
Wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren. Das Leben ist zu zerbrechlich, um es kompliziert zu machen. Was zählt ist die Ehrlichkeit im Herzen. Wir sollten uns auf die Menschen konzentrieren, wie sie sind. Auf den Wert jeder Person in sich. Und dankbar leben, weil wir vieles haben, was wir nicht so einfach bemerken.
Vielen Dank für das Gespräch!
Anna Murböck