Im Jahr 2005 kamen unsere ersten Mitschwestern nach Kurugodu, einem kleinen Ort in der ländlichen Region Karnataka im südlichen Indien. Der Bischof von Bellary hatte die Missionsschwestern eingeladen, sich in diesem kleinen Hindu-Dorf niederzulassen. Eine neue Welt für die damals drei MSC-Schwestern aus der Großstadt Bangalore, denn in Kurugodu leben die Menschen ihre ganz eigenen Traditionen, Kultur und Sprache. Die Gegend ist arm, die Menschen sind Kleinbauern und pflanzen auf ihren Feldern Chili oder Baumwolle an. Christen gibt es hier kaum. Die meisten Familien sind Hindus oder Moslems. Der Bischof von Bellary wünschte sich Bildungsarbeit seitens der Schwestern. Zur Unterstützung der wenigen christlichen Familien, zum Aufbau vertrauensvoller Beziehungen und einem gelebten interreligiösen Dialog im Miteinander.
Und so begann eine kleine Schwesternkommunität vor inzwischen mehr als 15 Jahren mit der Arbeit in Kurugodu. Viele Jahre lang lebten sie in einem gemieteten Haus. Der örtliche Gemeindepfarrer stellte ihnen einen kleinen Raum zur Verfügung, in dem sie mit fünf Schüler*innen und zwei Lehrer*innen den Schulunterricht der „Sacred Heart School” begannen.
In den vergangen Jahren ist in Kurugodu viel passiert. Die Schwestern sind im Ort integriert und angekommen. Schon 2013 konnten sie in ein eigenes Haus auf einem eigenen Grundstück ziehen. Und die kleine Schule, die ihre Arbeit im Raum der Pfarrgemeinde begann, ist inzwischen deutlich gewachsen und weit über die Ortsgrenzen anerkannt. Derzeit gibt es über 800 Schüler*innen an der “Sacred Heart School”, es gibt mehrere Gebäude auf einem eigenen Schulgelände und solide ausgestattete Klassenräume. Die Schule in Kurugodu ist bekannt für ihre guten akademischen Leistungen, so haben im vergangenen Jahr alle Schüler*innen der Abschlussklassen die zentralen staatlichen Prüfungen bestanden. Für die Familien dieser Gegend ist das eine wertvolle Möglichkeit ihren Kindern Bildung zu ermöglichen. Denn im ländlichen Indien ist es leider vielerorts so, dass Kinder und Jugendliche ihre Familien verlassen müssen, um eine weiterführende Schule besuchen zu können. Gerade für arme Familien bedeutet das oft ein Problem. Entsprechend groß ist die Freude in Bellary über die gute und vielseitige Schule vor Ort. Die engagierten und herzlichen Lehrer*innen der “Sacred Heart School” bieten den Schüler*innen ein zweites Zuhause. Auch für die Eltern gibt es regelmäßige Treffen und Veranstaltungen. Den MSC-Schwestern ist die ganzheitliche Bildung und Erziehung der Kinder und Jugendlichen wichtig. Sie verstehen ihren Bildungsauftrag facettenreich: menschlich, sozial, spirituell, psychisch und körperlich. So gibt es über den normalen Unterricht hinaus viele Angebote an der „Sacred Heart School“ und die Schulgemeinschaft trifft sich zu Kulturveranstaltungen, Sportfesten, gemeinsamen Spielen und zu religiösen Anlässen.
Der Austausch der Religionsgemeinschaften in Bellary ist durch das Zusammenleben in der „Sacred Heart Scholl“ belebt worden. Viele christliche Familien aus dem Umland schicken ihre Kinder zur Schule der MSC-Schwestern in Kurugodu. Aber auch die benachbarten Moslems und Hindus schätzen die Arbeit der Schwestern sehr und schicken ihre Kinder an die „Sacred Heart School“.
Die Corona Pandemie hat auch in Bellary, wie überall auf der Welt, große Probleme für die Menschen in Kurugodu und die „Sacred Heart School“ mit sich gebracht. Aber die MSC-Schwestern hoffen, dass das kommende akademische Jahr für die Schüler*innen wieder mehr Möglichkeiten zum Lernen bietet. Und so treiben sie die Verbesserungen und das Wachstum der Schule kraftvoll voran. Sie wollen weitere Möbel anschaffen, Computer für Schüler*innen und Lehrer*innen und eine Bibliothek und ein Labor für Unterrichtszwecke eröffnen, um so das Miteinander der Religionen vor Ort in und mit der Schule weiter fördern.
Anna Murböck