Im Süden Angolas, in der Stadt Cuvelai gründete eine kleine Gemeinschaft Hiltruper Missionsschwestern im Jahr 2020 einen Kindergarten. Die Gegend ist ein städtisches Gebiet und nahe der Grenze zu Namibia. So gehören auch die drei Hiltruper Missionsschwestern, die dort leben und arbeiten, zu der Ordensprovinz Namibia der MSC-Schwestern. Cuvelai ist eine Kleinstadt. Zwar gibt es dort inzwischen eine Schule, eine Klinik und einige Geschäfte, aber noch führen keine asphaltierten Straßen nach Cuvelai. Die Besiedelung wächst schnell, viele Anwohner sind arm und versuchen in der Stadt der Not ihrer Heimatdörfer zu entkommen. Nach dem Bürgerkrieg in Angola zogen viele kinderreiche Familien in diese Gegend. Manche mussten aus ihren Heimatorten fliehen. Die Erfahrungen von Krieg und Flucht prägen die Menschen noch heute. Im Stadtbild sieht man kaum alte Menschen, berichtet die namibische Provinzleiterin Sr. Letitia. Fast alle, die dort leben, sind Erwachsene mittleren Alters oder Kinder und Jugendliche. Es gibt einen riesigen Bedarf an Bildung für die jungen Menschen.
In Angola pflegen die katholische Kirche und der Staat eine gute Beziehung. Die Stadtverwaltung von Cuvelai schenkte den Hiltruper Missionsschwestern ein Grundstück. Geknüpft war dieses Geschenk an die Bitte, dass sich die Schwestern dort für die Bildung und Erziehung ihrer kleinsten Nachbarn engagieren. Dieser Bitte kommen die drei Pionierinnen, die ursprünglich aus Namibia stammen, gerne nach. Sie lernen neben der Landessprache Portugiesisch auch die lokale Stammessprache und begannen mit der Bildungsarbeit parallel mit dem Bau eines Kindergartens.
Anfang letzten Jahres war es dann soweit. Das Gebäude war zwar noch nicht fertig, hatte aber ein festes Dach und Stühlchen in den Klassenzimmern. Die ersten Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren begannen im Februar ihr „Schuljahr“ im neuen Kindergarten. Unterrichtet wird dort bilingual, auf Portugiesisch und auf Englisch. Eine festangestellte Lehrerin und eine Hilfskraft für Koch- und Putzarbeiten unterstützen das Team der drei Mitschwestern, die sich die Arbeit in der Lehre, der Verwaltung und der Kindergartenküche aufteilen. Auch die Elternschaft in Cuvelai ist engagiert. Jeweils fünf Personen bilden ein Komitee, das gemeinsam mit einer der Missionsschwestern den Kindergarten unterstützt. Die Eltern zahlen in der Regel ein kleines monatliches Schulgeld mit dem auch die Essensausgaben an die Kinder und die Gehälter der Angestellten finanziert werden sollen.
Die Kinder erhalten dort täglich eine warme Mahlzeit, damit sie sich konzentrieren können. Denn mitunter gibt es zu Hause nichts für sie. Und obwohl der Kindergarten in Cuvelai noch ganz am Anfang steht, war es den Schwestern dank guter Organisation schon möglich, einige Stipendien an Kinder aus besonders armen Familien zu vergeben, freut sich Sr. Letitia.
Der Start in das Kindergartenjahr im Februar 2020 war vielversprechend. Doch leider machte die Corona-Pandemie auch hier in Angola einen großen Strich durch die hoffnungsvolle Rechnung der Missionsschwestern und Kindergartengemeinschaft. Die Einrichtung musste schon eineinhalb Monate nach ihrer Eröffnung wieder die Türen schließen.
Nun warten die Hiltruper Missionsschwestern und die Familien in Cuvelai auf den erneuten Start im Jahr 2021. Sr. Letitia bringt ihre Hoffnung auf den Punkt: „Die Bildung der Kinder ist unsere Zukunft in Angola.“
Anna Murböck