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Eine Brücke zwischen Papua-Neuguinea und Deutschland

2-2021
Sr. Raymunda und Sr. Diana im Gespräch im Mutterhaus Münster Hiltrup

Zwei Missionarinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch vieles gemeinsam haben. Sr. Raymunda verbrachte als MSC-Schwester den größten Teil ihres Lebens in Papua-Neuguinea und lebt nun wieder im Hiltruper Mutterhaus. Schwestern Diana ist in Papua-Neuguinea geboren, dort in die Ordensgemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu eingetreten und lebt und arbeitet seit 2015 in Hiltrup. Anna Murböck traf sie zu einem Interview.

Bitte stellt euch kurz vor!

Sr. Raymunda:     Mein Name ist Schwester Raymunda, ich bin inzwischen seit 60 Jahren Hiltruper Missionsschwester. Von dieser Zeit lebte ich 51 Jahre in Papua-Neuguinea. Seit einem Jahr bin ich aus Krankheitsgründen zurück in Hiltrup.

Sr. Diana:    Ich bin Sr. Diana Sefo MSC und bin geboren in Papua-Neuguinea. Seit 2015 lebe ich mit meinen deutschen Mitschwestern in Münster-Hiltrup. Ein Sprichwort sagt: „Aller Anfang ist schwer.“ Das habe ich auch erlebt. Freude und Engagement haben mir aber geholfen, diese Zeit gut zu überwinden.

Wie war euer Weg in die MSC-Gemeinschaft?

Sr. Diana:    Viele Leute sagen, dass sie dankbar sind, weil sie glücklich sind. Wenn ich zurückschaue würde ich umgekehrt sagen: „Ich bin glücklich, weil ich dankbar bin.“ Dankbar für meine Herkunftsfamilie, Gott und meiner neuen Ordensfamilie, die MSC Schwestern. Als ich das erste Mal die strahlende junge MSC Schwestern auf der High-School sah, habe ich mir gedacht: „Halt! Das wäre was für Dich! Ich hatte damals noch null Ahnung von Ordensleuten, besonders von Nonnen. Denn solche Leute sind kaum zu sehen auf der Insel, wo ich aufgewachsen bin. Ich hatte keine Ahnung, was sie in Ihrem Convent die ganze Zeit machen. Aber eins war mir klar. Sie beten hundertprozentig! Und das war mein einziger Grund, um Schwester zu werden. Erst später wurde mir klar, dass die Schwestern auch viele andere Tätigkeiten haben außer dem Gebet. Nun bin ich eine von ihnen und ehrlich gesagt, ich habe keine größeren Probleme in der Gemeinschaft gehabt. Ich habe 2013 meine ersten Gelübde abgelegt. Meine ewigen Gelübde dann 2019. Weiterhin bin ich froh und motiviert, eine Herz Jesu Missionarin für die Welt zu sein.

Sr. Raymunda:     Ich bin in der norddeutschen Diaspora groß geworden. Zunächst wurde ich evangelisch getauft. Mein Vater war katholisch und hat uns Kindern die Wahl gelassen. Als ich und meine Geschwister 11 Jahre alt waren, sind wir katholisch geworden. Damals wurden wir für die Erstkommunion verschickt, weil es das in unserer Heimat nicht gab. Wir kamen für die Kommunionsvorbereitung nach Wilhelmshaven in ein Heim von Schönstattschwestern. Dort sprang dann auch der Funke auf mich über Schwester zu werden. Ich kannte ja keine andere Ordensgemeinschaft. Später, mit 18 oder 19 habe ich dann aktiv nach Orden für mich gesucht. Ich fragte damals unseren Pastor, er war Franziskaner. Er hat mir die MSC-Schwestern empfohlen. Ich haben mich zunächst in Dorsten beworben und im Alters- und Kinderheim der Schwestern ein Praktikum gemacht, um in das Ordensleben hinein zu schnuppern. Danach habe ich mich für die MSC-Schwestern entschieden und kam nach Münster-Hiltrup. Ich war besonders daran interessiert Missionsschwester zu werden.

Wie lebt und arbeitet ihr aktuell?

Sr. Raymunda:     Als ich nach dem Noviziat als Missionsschwester außerhalb von Deutschland in die Mission wollte, brauchte man in der Südsee zahnärztliche Hilfe. So kam ich als zahntechnische Assistentin für die Mission nach Papua-Neuguinea. Ich habe 12 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Danach brauchte der Orden jemanden für die Finanzen und ich habe umgeschult. Das habe ich bis zum Ende meiner Zeit dort gemacht. Nun lebe ich im Mutterhaus in Hiltrup.

Sr. Diana:      Aktuell beschäftige ich mich mit meiner dreijährigen Ausbildung als Hauswirtschafterin. Durch die Dienste vermisse ich jedoch sehr die Eucharistiefeier, ganz besonders an den Sonn-und Feiertagen, wenn ich arbeite. Aber es hilft ja nichts nur zur beten und auf Wunder zu warten, es kommt auch auf den Einsatz für die Menschen an. Derzeit ist für mich Praxis und Theorie nötig, um mein Ziel zu erreichen. Denn das Wunder ist in mir selbst. Wichtig für mich aber ist, ein balanciertes Leben zu führen, zwischen Dienst am Menschen und Gebet. Ich versuche es jeden Tag, so zu leben. Auch wenn ich unterwegs bin zwischen Schule, Ausbildungsort und Mutterhaus in Hiltrup.

Sr. Diana und sr. Raimunda im Gespräch im MSC-Mutterhaus in Münster Hiltrup

Welche Themen und Arbeitsbereiche liegen euch besonders am Herzen?

Sr. Diana:    Besonders liegen mir Kinder, die in Armut leben müssen, sehr am Herzen. Warum? Es tut meinem Herz immer wieder weh, wenn ich in Nachrichten und Länderberichten Menschen in tiefer Armut und im Krieg sehe. Dann spüre ich große Sehnsucht, als Missionarin da zu sein-auch ohne Ausbildung. Hauptsache ich bin da und werde mein Bestes tun. Wenn ich gefragt werde; wie ist Armut in deinem Land? Meine Antwort wäre: Meine Landsleute haben eine andere Armut, die nicht zu vergleichen ist mit anderen Ländern. Auch unter Tausenden Sprachen, Kulturen und Stämmen fühlen wir uns mit- und unter einander verwandt und vereint. Das hält uns zusammen. Das ist unser Reichtum und Stolz. In den Augen und Ohren der Fremden sind wir arm, aber in unseren Herzen sind wir reich an Werten, die der Fremde nicht hat. Solange der Fremde unser Land nicht zerstört, spendet uns bis jetzt die Natur alles, was wir zum Leben brauchen. Von daher ist für mich auch das Thema Klimawandel sehr wichtig.

Sr. Raymunda:     Als ich als zahnärztliche Hilfe nach Papua-Neuguinea kam, musste ich ganz schnell die Sprach lernen. Nach nur drei Wochen dort wurde ich eingeladen, mich auch für die Jugendlichen in der Krankenpflegeausbildung zu engagieren. Das habe ich gerne gemacht. Nach der Arbeit in der Zahnklinik habe ich dann die Krankenpflegehelferinnen unterstützt. Ich habe ihnen Kleidung genäht, ihnen das Schneidern beigebracht und für sie gesorgt. Sie lebten in einer Art Wohnheim zusammen und wir waren wie eine Ersatz-Familie. Die Anliegen junger Frauen liegen mir sehr am Herzen! Durch den Kontakt zu meinen Mitschwestern in Papua-Neuguinea erfahre ich immer noch viel aus unseren Projekten.

Was macht die Spiritualität eurer Gemeinschaft besonders aus?

Sr. Diana:    Die Spiritualität meiner Gemeinschaft ist die Herz Jesu Spiritualität. Dies macht besonders das Dienen aus, besonders denen, die in Not sind, die Liebe Gottes spüren zu lassen. Wir versuchen es jeden Tag, in Solidarität zu sein mit Menschen in Not und Armut, auch durch unser Gebet. Wir beschäftigen uns auch mit aktuellen spirituellen Themen.

Sr. Raymunda:     Für unsere MSC-Spiritualität ist hier im Mutterhaus, wie auch in den Missionen das Stundengebet zentral. Das ist auch – oder gerade in einem vollen Arbeitsalltag so. In Papua-Neuguinea war uns das sehr wichtig, die ganze Arbeitszeit wurde so eingerichtet, dass wir die Gebetszeiten einhalten konnten. Das Motto „Bete und arbeite“ wurde nicht vernachlässigt. Das Gebet war mir eine Stütze und Kraftquelle, die ich brauchte. Ich habe es nie als Disziplin empfunden, sondern als etwas, das mich trägt und kräftigt.

Wie würdet ihr eure persönliche Spiritualität beschreiben?

Sr. Raymunda:    Ich fühle mich gut aufgehoben und eingebunden in der Spiritualität meiner Gemeinschaft. Durch all diese Jahre bin ich gewachsen und gestärkt. Die Erfahrungen bleiben in mir und sind ein Teil von mir geworden. Mit der Spiritualität meiner Ordensgemeinschaft ist es für mich wie mit einer Familienzugehörigkeit. Wo man hineinwächst, davon ist man durchdrungen. Mit meiner Rückkehr ins Mutterhaus in Hiltrup fühlt es sich an wie ein Ring, der sich als Abschluss wieder schließt.

Sr. Diana:    Meine persönliche Spiritualität ist es, anderen Menschen mit Liebe zu dienen, wo immer es nötig ist. Es ist leicht gesagt, ich merke, dass ich in solchen Situationen manchmal auch kämpfe in Gedanken mit Fragen wie z.B.: Soll ich helfen? Warum bin ich zu diesem Zeitpunkt gekommen, wenn die andere auch gerade da ist? Oder ich habe keine Zeit, ich muss los, ach schon wieder. Manchmal denke ich, dass der Heilige Geist mich immer erinnern will, dass nicht mein Wille geschehen soll, sondern seiner. Daher führt er mich immer zu der Stelle, wo es dringend Hilfe braucht. Es gibt auch Zeiten, wo ich gerne in Stille und allein sein will. Nur dann kann ich Entscheidungen treffe und Gedanken unterscheiden. Das tue ich gerne im Gebet. Denn in der Stille beobachte ich alles, höre ich alles, was Gott mir sagen will und spüre ich Gottes Kraft und Segen in meinem Leben. Er öffnet mein Herz, um seinen Willen zu tun, auch wenn ich keine Zeit habe. Dadurch wird mein Leben für den Menschen ein Zeichen der Liebe Gottes sein.

Vielen Dank für das Gespräch!