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So will eine Koreanerin die Hiltruper Missionsschwestern leiten

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Sr. Bonaventura und Sr. Diana vor dem MSC Stammbaum

Gespräch mit der neuen Generaloberin Bonaventura Kim

Schwester Bonaventura Kim aus Südkorea ist vom Generalkapitel der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu – kurz Hiltruper Missionsschwestern (MSC) – zur Generaloberin gewählt worden. Mit ihrem Team wird die 64-Jährige am 24. November 2022 die Leitung der weltweiten und in Hiltrup gegründeten Ordensgemeinschaft übernehmen. Bei ihrem Besuch des Gründungsorts hat „Kirche-und-Leben.de“ mit ihr darüber gesprochen, vor welchen Herausforderungen die Hiltruper Missionarinnen stehen und wie die Ordensfrauen eine interkulturelle Mission betreiben.

Schwester Bonaventura Kim, für einige Tage sind Sie zu Besuch im Gründungsort Ihrer Ordensgemeinschaft, der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu in Hiltrup bei Münster. Welche Begegnungen und Termine stehen an?

Ich bin an den Gründungsort unserer Gemeinschaft in Hiltrup gekommen, um am 100. Todestag unseres Gründers Pater Hubert Linckens präsent zu sein, wo wir seines Lebens und der Entwicklung unserer Ordensgemeinschaft gedenken. Auch werde ich am Provinzkapitel unserer Provinz in Deutschland teilnehmen, um so deren Situation besser kennenzulernen.

Was bedeutet es für Sie, am Ort der Ordensgründung zu verweilen?

Es berührt mich, dort zu sein, wo unsere Gemeinschaft ihre Wurzeln hat, das heißt an dem Ort, an dem unser Gründer Pater Linckens uns sein geistliches Erbe hinterließ und wo unsere Schwestern lebten, angefangen von den ersten, die 1899 ihr Ordensleben hier begannen und so unserer Kongregation konkret Leben gegeben haben. Auch denke ich darüber nach, was die ersten Schwestern uns heute sagen würden: Entdeckt neue Wege, um als MSC-Schwestern aktiv an Gottes Mission in der heutigen Welt teilzuhaben.

Weltweit haben sich in den letzten 120 Jahren mehr als 4000 Frauen durch die Ablegung der Gelübde an die Gemeinschaft der Hiltruper Missionsschwestern gebunden. Aus kleinen Anfängen in Hiltrup ist eine weltweite Gemeinschaft entstanden. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Ordens?

Heute sind unsere Schwestern in 20 Ländern auf sechs Kontinenten präsent, um die barmherzige Liebe Gottes zu verkünden, die sich im Herzen Christi offenbart und unserem Leben einen Sinn gibt. Ich glaube, dass die weitere Entwicklung unserer Kongregation von dem Zeugnis abhängt, wie wir unser MSC-Charisma und unsere Spiritualität in kreativer Treue leben. Die Spiritualität des Herzens ist die treibende und integrierende Kraft aller Dimensionen unseres Lebens und unserer Mission, all unserer Beziehungen und unserer Dienste. Sie bewirkt Heilung von Zerrissenheit in unserem persönlichen Leben, in der Gemeinschaft und in der Welt, in der wir leben.

Für Ihre Gemeinschaft bedeutet Mission heute den tiefsten Respekt und die Akzeptanz von Andersartigkeit. Wie kann dieses Selbstverständnis gelebt werden?

Zuallererst dadurch, dass wir unseren Blick auf Jesus Christus richten und von ihm lernen, andere zutiefst zu respektieren und anzunehmen, die verletzten Glieder der Gesellschaft zu lieben und für sie zu sorgen, uns für Gerechtigkeit einzusetzen und Solidarität mit den Schwachen und Armen zu zeigen. Durch die persönliche Beziehung zu Jesus können wir verwandelt werden und durch unser missionarisches Dasein die leidenschaftliche und zärtliche Liebe Gottes zu den Kleinen, Unterprivilegierten und denen, die unsere Welt verstoßen hat, zeigen.

Wie ist das in der Geschichte der Ordensgemeinschaft gelungen?

Akzeptanz von Andersartigkeit war eine Grundvoraussetzung für unsere ersten Missionarinnen, die zwischen 1902 und 1938 in die Südsee, in die USA, Namibia, Australien, China und Peru ausgereist sind. Sie haben sich in vielem an die dortigen Bedingungen angepasst, was oft sehr herausfordernd war. Aber sie haben auch vieles geliebt und geschätzt und fühlten sich dadurch bereichert. Davon gibt es viele Zeugnisse in Briefen aus den Zeiten des Beginns. Heute sind wir wegen der wachsenden Interkulturalität an allen Orten der Welt zu authentischer Akzeptanz von Andersartigkeit herausgefordert, was durch ein größeres Wissen und Verständnis von Kultur und Geschichte gefördert wird, letztlich aber immer auch verlangt, sich mit den blinden Flecken der eigenen Kultur auseinanderzusetzen.

Die Kirche begeht im Oktober ihren traditionellen Monat der Weltmission. Wie verstehen Sie Mission im weltweiten Kontext?

Im Wesentlichen ist Mission die Kommunikation und die Interaktion zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, die in die Schöpfung und die Geschichte überfließen, das heißt der ständige Dialog des dreieinigen Gottes mit dem Kosmos und der Menschheit. In einem globalen Kontext bedeutet Mission, dass wir gesandt sind, um der grundlegenden Einheit zwischen Gott und der Schöpfung willen auf die dringenden Bedürfnisse von Menschen zu reagieren – jenseits der Grenzen von Nation, Sprache, Hautfarbe, Kultur, Religion, Geschlecht, Alter oder sozialem Status. Darum sind wir, wo immer wir sind, aufgerufen, an der Mission Gottes teilzunehmen, der mitfühlend auf den Schrei der Erde und den Schrei der Armen hört und die Opfer von Krieg, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Ausbeutung, Menschenhandel usw. befreien möchte.

Wenn Sie Ihr Heimatland Südkorea mit Deutschland vergleichen: Was kann die Kirche in Asien von der deutschen Kirche lernen – und umgekehrt?

Meine Kenntnisse über die Kirche in Deutschland sind begrenzt. Ich schätze die Solidarität mit der Weltkirche, auch die finanzielle Unterstützung von Ortskirchen und deren Einrichtungen, um Menschen in Not zu helfen. Mir scheint, dass die Kirche in Deutschland in Bezug auf Laien und Frauen bereits deutliche Schritte bezüglich „Partizipation und Synodalität“ gemacht hat. Die Kirche in Korea engagiert sich sehr aktiv im sozialen und politischen Bereich. Dazu arbeitet sie intensiv mit Menschen anderer Religionen zusammen. Auch als junge Kirche unterstützt sie die Weltkirche personell und finanziell.

Als Generaloberin führen Sie Gemeinschaften in zahlreichen Ländern und verbinden diese. Wie schaffen Sie, diese Kontakte über die Kontinente hinweg zu pflegen?

Ich werde mit einem internationalen Team zusammen daran arbeiten, Kenntnisse über die unterschiedlichen Situationen zu erhalten durch Besuche und Austausch, zum Beispiel in Form von Videokonferenzen, damit alle Entscheidungen den jeweiligen lokalen Realitäten entsprechen und gleichzeitig geleitet sind von den Grundausrichtungen unserer Gemeinschaft, wie sie unter anderem im Generalkapitel im Mai dieses Jahres definiert wurden.

Ordensgeschichte

In Hiltrup bei Münster gründete der Herz-Jesu-Missionar Pater Hubert Linckens (1861-1922) die Gemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu. Am 25. März 1900 begannen elf junge Frauen ihre Ausbildung. Bereits zwei Jahre später wurden die ersten Schwestern in die Südsee gesandt. Der Orden wuchs schnell zu einer internationalen Gemeinschaft. Die Generalleitung war bis 1954 im Gründungsort Hiltrup ansässig und siedelte dann über nach Rom. Weltweit banden sich in den letzten 120 Jahren über 4000 Frauen durch die Ablegung der Gelübde an die Gemeinschaft der MSC-Schwestern. Das Kürzel MSC steht für Missionariae Sacratissimi Cordis.