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"Wir stellen uns der neuen Realität"

2-22
Mitarbeiterin des ISDEN Peru

Die Aktivitäten des ISDEN während der Pandemie

Wie überall auf der Welt erlebten die Menschen in Peru in den vergangenen Jahren eine neue herausfordernde Wirklichkeit. Im März 2020 wurde ganz Peru von einem strikten Lockdown anlässlich der Covid 19 Pandemie überrascht. Für die Arbeit der Gesundheitspastoral in Lima des Instituts ISDEN (Gesundheitsinstitut MSC Christóforis Denéke) unter der Leitung von Schwester Maria van der Linde bedeutete dies nicht nur den Abbruch der regulären Aktivitäten und Planungen für den Rest des Jahres. Sondern ebenfalls eine große Ungewissheit in den folgenden Monaten.

Die MitarbeiterInnen und Ehrenamtlichen erstellten zunächst einen Notfallplan. Sie modifizierten ihre Aktivitäten und formulierten ihre Programme und Planungen neu, um sich den neuen Gegebenheiten zu stellen. Dazu gehörte die Auseinandersetzung mit den neuen Kommunikationstechnologien. Die MitarbeiterInnen und die Teilnehmenden der Angebote des ISDEN mussten sich mit Sitzungen auf Distanz vertraut machen, Technik organisieren und digitale Programme kennenlernen um überhaupt noch Aktivitäten durchführen zu können. In Peru wütete gerade im Jahr 2020 die Pandemie auf besonders tragische Weise. Versammlungen vor Ort waren unmöglich. Und schließlich galt es auch die TeilnehmerInnen vorzubereiten und fortzubilden, um ihnen den Gebrauch von digitalen Kommunikationsformen überhaupt möglich zu machen.

wenige Zusammenkünfte des ISDEN in Lima waren möglich

Schnell wurde dem multidisziplinären Team deutlich, dass sie direkt bei den Bedürfnissen der Gesundheits-PromotorInnen und der pastoralen MitarbeiterInnen ansetzen mussten. „Eine Strategie für uns war es, mit der Erkundung der Bedürfnisse und Sorgen der Personen und Organisationen zu beginnen, mit denen wir zusammenarbeiten.“ Erklärt Sr. Maria van der Linde. Wir haben viele Gespräche geführt und protokolliert und die Ergebnisse zusammengeführt und ausgewertet. Auch die Treffen und Sitzungen wurden für die Befragungen genutzt. Als Synthese der Ergebnisse fand das Team des ISDEN drei wesentliche Ansatzpunkte für die Neuausrichtung ihrer Arbeit.

Zum einen hatten die Menschen in Lima hatten ein großes Bedürfnis sich zu begegnen. Der Lockdown hatte die Menschen aus ihrem sozialen Umfeld herausgebrochen und isoliert. Viele lebten verängstigt und in Sorge. Darüber hinaus gab es großen Schmerz über an Covid erkrankte und verstorbene Familienmitglieder. Diese schmerzliche Dimension fand keinen Raum im neuen vereinzelten Zusammenleben. Zum anderen gab es vielerorts den Wunsch die eigene Arbeit oder Ausbildung fortzusetzen. Aber niemand wusste wie dies umsetzbar sein könnte. Viele KollegInnen der Gesundheitspastoral waren unzufrieden mit der eigenen Untätigkeit. Und darüber hinaus fehlten allen Räume zu Gebet und zur Reflektion. Das Bedürfnis bezog sich jedoch nicht nur auf die individuelle Ebene, sondern die Sehnsucht war, diese Räume zu teilen. Es entstand die Idee zu gemeinschaftlichen Gebetszeiten in denen man trotz räumlicher Trennung zusammen sein konnte.

TeilnehmerInnen eines Onlineangebotes des ISDEN

Als Antwort auf diese Bedürfnisse entwarf das ISDEN eine Reihe neuer Veranstaltungen und Formate im digitalen Raum und auf Distanz. Zunächst boten sie für alle Interessierten Weiterbildungen im Umgang mit Kommunikationsmitteln an. So gab es KursteilnehmerInnen, die bisher nicht mit Mobiltelefonen umgehen konnten und noch viel weniger mit Elementen für den Gebrauch von Onlinekonferenzen. Über Telefongespräche wurden sie dabei unterstützt, sich in die ersten digitalen Sitzungen einzuwählen. Auch ihre Familienmitglieder wurden um Unterstützung gebeten. Im Folgenden wurden sie im Umgang mit den neuen Medien und Programmen geschult.

Danach begann das Team des ISDEN monatliche Treffen für PromotorInnen und pastorale MitarbeiterInnen anzubieten. Es waren Treffen mit Raum zur Begegnung, zum Teilen von Ängsten, Dialog und Trost im Fall von verstorbenen Angehörigen. Diese Treffen boten auch Raum für organisatorische Absprachen für Aktivitäten. In erster Linie ging es aber darum sich persönlich und menschlich zu begegnen. Zusätzlich stellten die MitarbeierInnen ein breites Programm an Online Fortbildungen auf die Beine. Per Zoom und Whats App veranstalteten sie Kurse und Vorträge über Themen aus den Bereichen Kirche, Zivilgesellschaft, Persönlichkeitsbildung und andere aktuelle Anlässe. Allein in den Jahren 2020 und 2021 ging es um Themen wie „Geliebtes Amazonien“ (das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus)“, „Das Leben nach der Pandemie“, „Natürliche Hausapotheke (über präventive Gesundheitsmaßnahmen)“, die Enzyklika „Fratelli Tutti“, einen Kurs zur emotionalen Bildungsarbeit “Lernen in Hoffnung zu leben”, Workshop zum vorbereitenden Thesenpapier der kirchlichen Vollversammlung in Lateinamerika und der Karibik und einen Workshop zum Anlegen eines Familienküchengartens zu Hause.

kreative spirituelle Arbeit des ISDEN

Außerdem traf sich die große Gemeinschaft des ISDEN zu regelmäßigen Onlinegebetstreffen. Es gab eine digitale Vigil-Feier für die Betroffenen von Tuberkulose im Jahr 2021 und zusätzlich Gebetsfeiern mit kreativen Formen und Methoden, so dass für die Teilnehmenden ein lebendiges Gemeinschaftserleben trotz der Distanz möglich war. Sie nutzten Videos, Liedern, vorgelesenen Texten, Erzählungen und Gruppengespräche, um sich weiter nah sein zu können. Schwester Maria van der Linde und ihr Team sind zufrieden mit den erzielten Ergebnissen dieses Prozesses. „Wir haben angesichts der Isolation Begegnung ermöglicht, zwischenmenschliche Beziehungen wiederhergestellt, und begleitet. Wir haben uns getröstet. Wir haben auf das Bedürfnis reagiert, uns wieder als Gruppe, als Gemeinschaft fühlen zu wollen.“ Am wichtigsten scheint ihnen dabei das Resultat, dass die persönlichen emotionalen Bedürfnisse einen Raum fanden. Dies gelang sowohl in den Begegnungstreffen, als auch im Rahmen der Kurse zur mentalen Gesundheit. Mit den Treffen zum Gebet und zur Glaubensreflexion gelang es den TeilnehmerInnen in so schweren Momenten der Angst und Unsicherheit gemeinsam ihre Hoffnung zu stärken. Für Sr. Maria bleibt besonders wichtig, dass sie alle gemeinsam unterwegs waren, gelernt haben und sich bildeten. Nicht nur die TeilnehmerInnen lernten, sondern genauso das Team von ISDEN, herausgefordert durch diese neue Situation. „Wir waren in der Lage in geeigneter und angemessener Form zu reagieren, stetig unseren Kurs zu korrigieren und Anpassungsfähigkeit zu beweisen.“

Anna Murböck