An der Grenze zwischen den USA und Mexico helfen drei MSC-Schwestern in Notunterkünften. Dort werden Einwanderer aus Lateinamerika betreut.
„Ich erfuhr, dass asylsuchende Familien auf Grund der Covid-Pandemie in örtlichen Hotels in San Diego untergebracht werden. Wir Freiwilligen kümmern uns um diese Familien, die in den Hotelzimmern verbleiben müssen, um auf ihr Asylverfahren zu warten. Meine Schicht beginnt jeden Tag um 9 Uhr und endet um 19 Uhr. Die Tage sind voll und wir Freiwilligen laufen oft kilometerweit über die Flure der Hotels. Wir helfen beim Kontakt zu Beratungsstellen, Flughafen oder Busbahnhof, übersetzen, übernehmen Erledigungen in der Post und Apotheken und verteilen Lebensmittel. Die Asylsuchenden dürfen ihre Zimmer nicht verlassen. So sind die Freiwilligen die einzigen Menschen, die sie in dieser Zeit treffen oder mit denen sie sprechen können.
Unser Hauptziel besteht darin, den täglich ankommenden Menschen, Gastfreundschaft, Liebe, Essen, Covid-19-Tests, medizinische Notfallversorgung und Ruhe zu bieten und ihnen dabei zu helfen, Verbindungen zu Familien oder Unterstützergruppen in den USA herzustellen. Die Menschen müssen lernen, die Mikrowelle und den Fernseher in ihrem Hotelzimmer zu benutzen und dass es ungefährlich ist, das Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken.
Eines Tages traf ich Manuel, seine Frau Myriam und ihre beiden kleinen Söhne. Er berichtete, dass das Drogenkartell in seiner Heimat ihn gezwungen hatte ein Drittel seines mageren Lohns als Bauarbeiter zu zahlen, wenn er leben wollte. Woche für Woche hatte er nicht genug übrig, um seine Familie zu ernähren. Aus Not machten sie sich auf den Weg in die USA. Sie waren den ganzen Weg von einer Stadt in Honduras nach Tijuana, Mexiko, gelaufen. Er bat mich um ein paar neue Schuhe. Das Lächeln, mit dem er zu seiner Frau und seinen Kindern zurücklief, als ich ihm ein paar neue Schuhe überreichen konnte, werde ich nie vergessen.
Ein Mal ging ich mit einer Gruppe Ordensfrauen zu einem anderen Standort des Migrantendienstes, wo etwa 1400 unbegleitete Kinder untergebracht sind. Die dortigen Mitarbeiter hatten uns um Rosenkränze gebeten. Als wir draußen standen und beteten, wurden wir hereingebeten, um den Kindern die Rosenkränze zu geben, die wir mitgebracht hatten. Die 12-jährige Carmen, kam als erste auf mich zu. Auf Spanisch segnete ich sie mit dem Rosenkranz und betete um die Liebe und den Frieden des Herrn für sie und um den Schutz und die Führung der Gottesmutter. Tränen liefen ihr über das Gesicht, als sie sich zum Gehen wandte.“
Schwester Mary Saponara