
Was einst als Schutzraum für Frauen begann, hat sich über die Jahre zu einer weitreichenden Initiative entwickelt. Neben den Frauenhäusern gehören zu der Organisation in Lima auch weitere wichtige Einrichtungen, die das Wohl der Betroffenen und ihrer Familien unterstützen. Eine davon ist der Kindergarten – ein Ort, an dem Kinder in Sicherheit aufwachsen, spielen und lernen können: „La Casa del Niño y de la Niña“. Er wurde im Jahr 2003 aus einem wichtigen Grund gegründet: Viele Frauen, die an den Workshops der Frauenhäuser teilnehmen, haben kleine Kinder, die während dieser Zeit sicher betreut werden müssen. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstand der Kindergarten – ein geschützter Betreuungsort für die Kinder der teilnehmenden Frauen.
Der Kindergarten liegt nur etwa 50 Meter von dem Frauenhaus in Cerro Candela entfernt, was eine ideale Nähe für die Mütter schafft. Mittlerweile besuchen jedoch auch viele Kinder die „Cuna“ (ein anderes Synonym für Kindergarten), deren Eltern keinen direkten Bezug zum Frauenhaus haben, aber aufgrund ihrer Arbeit auf eine zuverlässige Betreuung angewiesen sind. Generell werden Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren in der Cuna betreut. Derzeit, während der Sommermonate, umfasst die Tagesbetreuung Kinder im Alter von ein bis vier Jahren. In den vergangenen Tagen hatte ich die Gelegenheit, die Kinder zu besuchen und einen Vormittag lang den Alltag im Kindergarten mitzuerleben.
Einblick in den Alltag
In einem großen Aufenthaltsraum verbrachten elf Kinder gemeinsam mit drei Erzieherinnen den Tag. Von morgens um 8 Uhr bis zum frühen Abend gegen 17 Uhr steht spielerisches und musikalisches Lernen im Mittelpunkt. Die meisten Kinder waren zwischen einem und zweieinhalb Jahren alt. Besonders beliebt waren verschiedene Spiele und Spielzeuge – darunter bunte Dreiecke und Holzbauklötze – sowie der Spielturm mit einer Rutsche, die für viel Freude sorgte. Währenddessen lief ruhigere Kindermusik, ebenso wie typische Lieder für Kleinkinder. Nach einer Spieleinheit wird um 12 Uhr mittags gegessen. Jedes Kind bringt von zu Hause seinen Rucksack mit, in dem unter anderem eine Lunchbox ist. Somit essen alle Kinder das, was sie von zu Hause mitbekommen haben. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Mit dem Ende der Sommermonate bleiben die Kinder oft bis 18 Uhr, und es wird nachmittags für sie gekocht. Dann gibt es zum Beispiel „Arroz con leche“ mit „Mazamorra“ – Milchreis mit einer puddingähnlichen Soße aus lila Mais, einer nationalen Spezialität, die alle mögen!
Pädagogische Kurzeinheiten
Montags, mittwochs und freitags finden jeweils kurze pädagogische Einheiten mit einer Psychologin statt. Dieses Programm dauert etwa eine halbe Stunde pro Tag. An diesem Tag bewegten sich die Kinder zu Musik und hörten aufmerksam dem Liedtext zu. Geübt wurden auch motorische Fähigkeiten, wie das bewusste Bewegen der einzelnen Finger sowie anderer Körperteile. Nach einer langen Musik- und Tanzeinlage gab es zur Abwechslung eine etwas ruhigere Aufgabe. Die anleitende Psychologin hatte einige auf Papier gedruckte Teile des Körpers mitgebracht, wie Augen, Nase, Ohren und Beine. Die Gruppe der Kinder sollte versuchen, diese korrekt anzuordnen, was teilweise noch etwas herausfordernd war. Nach einem vollen Programm gingen die Kinder dann wieder in ihr eigenes Spielen über.
Intention
Im Jahr 2023 brachte die Organisation ein kurzes Informationsheft heraus, in dem alle Einrichtungen einmal erklärt und vorgestellt wurden, darunter auch der Kindergarten. In diesem formulierten die Autoren die Intention von diesem: „Im Kindergarten möchten wir ermöglichen, dass die Kinder eine glückliche Kindheit haben und zudem ihre Talente entdecken und entwickeln können, so wie sie es sich selbst wünschen. Dies alles an einem sicheren Ort. – La Casa del Niño y de la Niña.“
Lina Dams