MaZ-Rückkehrerin Anna Kreilkamp ist für ein Praktikum zurück in Namibia
Ich schicke ganz, ganz liebe Grüße aus Andara nach Hiltrup. Andara – ich gehe mal davon aus, ihr kennt es nicht, zumindest ging es mir bis vor zwei Wochen so – ist eine R.C. Mission in der Kavango-Region Namibias, also am Anfang dieses skurrilen Zipfels ganz oben in Nordosten. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird diese Mission seit einigen Monaten wieder von den Oblaten (OMI) geführt, vor Ort leben aktuell zwei junge Priester bei denen auch ich im Moment wohne. Die Mission liegt direkt am Kavango-River und besteht neben dem Haus der Priester, aus einer Kirche, einem Jungen- und einem Mädchenhostel mit jeweils ca. 150 Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren, einem kleinen Kindergarten und einem Krankenhaus, was maßgeblich von drei indischen Schwestern geführt wird.
Bei meiner Ankunft in Windhoek zu Beginn der Zeit in Namibia wurde ich sehr herzlich von Sr. Letty und allen anderen MSC-Sisters empfangen. Es war ein bisschen wie nach Hause kommen und hat sich angefühlt als hätten wir uns gestern, und nicht vor 4 Jahren das letzte Mal gesehen. Ich kam passend zum Mittagessen, wofür extra für mich eine wirklich riesige Portion Pap (Oshifima) – mein absoluter Favorit – zubereitet wurde. Eigentlich wollte ich einige Tage später nach Swakopmund fahren, hatte dort schon Kontakt zu einem Altenheim, in dem ein Praktikum ohne Registrierung möglich gewesen wäre. Im Gespräch mit den Priestern kamen wir dann aber auf Andara und das hiesige Krankenhaus. Es klang spannend, diesen Teil Namibias hatte ich bisher quasi noch nicht kennengelernt. Praktisch war außerdem, dass sowieso jemand am nächsten Tag hierherfahren wollte, ich konnte also einfach mitkommen, was ich offensichtlich auch gemacht habe. So bin ich nun hier gelandet. Es ist wirklich sehr spannend, unglaublich schön und nochmal eine ganz neue Erfahrung, die mich auch etwas fordert.
Mit dem Praktikum im Krankenhaus gestaltet es sich allerdings auch hier schwierig. Über die indischen Schwestern vor Ort, habe ich jetzt aber eine nette Dame kennengelernt, die sich mit den Registrierungen für medizinisches Personal auskennt und gerade versucht diese für mich durchzubringen. In der Zwischenzeit und für den Fall, dass es mit dem Praktikum nicht klappen sollte auch noch für länger, versuche ich hier morgens die Erzieherinnen im Kindergarten zu unterstützen, gebe mein Bestes in der Hostel-Küche, beim Schneiden von tonnenweise Kohl und Spinat (aus eigenem Anbau) für 300 Kinder, und versuche am Nachmittag noch etwas Zeit mit den Jugendlichen aus dem Hostel zu verbringen, wobei die Kontaktaufnahme doch deutlich schwieriger ist als damals in Swakop. Ich glaube das liegt zum einen daran, dass hier tatsächlich alle Tshimbukushu als gemeinsame Muttersprache sprechen, sich etwas scheuen Englisch zu reden, zum anderen vermutliche auch das Alter eine Rolle spielt und ich für einige zudem die erste „weiße Person“ bin, zu der sie aktiv Kontakt haben. So langsam wird es aber, ich kann inzwischen auch schon ein paar Worte auf Tshimbukushu, was als Eisbrecher auch im Kontakt mit den Gemeindemitgliedern ganz gut funktioniert.
In den letzten Wochen habe ich das Netzwerk, in das ich mich während meines MaZ-Jahres einfinden durfte jedenfalls sehr zu schätzen gelernt und bin nochmal mehr dankbar für die Zeit damals und heute. Ich merke, wie sich viele Dinge, die vor einigen Jahren in mir Fragen aufgeworfen haben erst jetzt klären und es ist super spannende zu sehen wie viel Neues ich auch jetzt jeden Tag erlebe. Ich merke, wie ich mich in den letzten Jahren weiterentwickelt habe, jetzt anders an Dinge herangehe und weiß, dass dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist (wobei das vielleicht auch gar nicht möglich ist bzw. sein sollte). Es sind viele Gedanken, die mir durch den Kopf gehen und neue Fragen, die entstehen. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich 2017/18 als MaZ hier so viele Erfahrungen sammeln und so tolle Menschen kennenlernen durfte, bin überglücklich jetzt gerade hier sein zu dürfen, versuche alle Erfahrungen wie ein Schwamm aufzusaugen und mit nach Deutschland zu nehmen und bin mir sicher, dass ich wiederkommen werden.
Anna Kreilkamp